Den Arbeitskreis Wirbeltierpaläontologie in der Paläontologischen Gesellschaft gibt es nunmehr seit fast 40 Jahren. Er vereinigt die Wirbeltierpaläontologen zu einer informellen Gruppe, die weder feste Mitglieder noch einen Vorsitzenden hat! Damit existiert der Arbeitskreis im juristischen Sinne vielleicht gar nicht und hat auch keine verbindliche Struktur, was der Aktivität des Arbeitskreises aber keinen Abbruch tut.
Der Arbeitskreis soll den persönlichen Kontakt zwischen den aktiven Wirbeltierpaläontologen im deutschsprachigen Raum und der benachbarten Regionen stärken. Verbunden damit ist die gegenseitige Information über eigene wissenschaftliche Arbeiten, Grabungen und über gemeinsame Projekte. Der Austausch konzentriert sich auf die jährlichen Treffen, die sich thematisch jeweils mit einem Schwerpunkt aus den gemeinsamen Interessensgebieten beschäftigen. Das Thema wird jeweils auf der einen Tagung für das nächste Jahr bestimmt. Meist bleibt aber auch neben dem Rahmenthema ein gewisser Raum für freie Themen. Im Laufe der Zeit haben sich diese Treffen zur wichtigsten Informationsbörse innerhalb der Wirbeltierpaläontologie Mitteleuropas ausgebildet.
Alle Kolleginnen und Kollegen aus dem deutschsprachigen Raum und den Nachbarländern, die in der Wirbeltierpaläontologie aktiv sind, sind zu den jährlichen Treffen im Frühjahr herzlich willkommen. Der Arbeitskreis wurde 1974 ins Leben gerufen und bis 1994 von Prof. Dr. Volker Fahlbusch, München, danach von Prof. Dr. Wighart v. Koenigswald, Bonn, organisatorisch betreut. - Organisiert werden die Tagungen auf freiwilliger Basis jeweils von jenen Kollegen und Kolleginnen, die dem vorgesehenen Tagungsort am nächsten sind.
50 Jahre Arbeitskreistreffen Wirbeltierpaläontologie
Seit 1974 treffen sich Paläontologinnen und Paläontologen aus dem deutschsprachigen Raum und den Nachbarländern jährlich zum Arbeitskreis Wirbeltierpaläontologie. In den ersten beiden Jahren fand das Treffen im Rahmen der Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft statt. Seit 1976 wird es als eigenständiges Treffen organisiert. Ziel der regelmäßigen Veranstaltung ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Forschungsschwerpunkt auf den Wirbeltieren an einem Wochenende im Frühling (meist Mitte März) zusammenzubringen und eine Plattform zu bieten, sich über die neuesten Forschungsergebnisse in lockerer Runde auszutauschen. Die Organisation übernehmen Kolleginnen und Kollegen wechselnd und auf freiwilliger Basis. Zu den zahlreichen Tagungsorten zählen u.a. Mainz, Göttingen, Reisenburg, -Gwatt (in der Schweiz), Salzburg (in Österreich), Eichstätt, Laimering bei Augsburg, Münster und Berlin.
Das 49. Treffen des Arbeitskreises Wirbeltierpaläontologie der Paläontologischen Gesellschaft fand vom 15.-17. März 2024 in Kiel statt. Tagungsort waren die Räumlichkeiten des Zoologischen Museums und organisiert wurde die Veranstaltung von der Arbeitsgruppe „Zoologie und Funktionsmorphologie der Vertebraten (Leitung: Prof. Dr. Christine Böhmer) des Zoologischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Unterstützt von einer fleißigen Truppe an studentischen Hilfskräften haben Dr. Daniela Winkler (Postdoc in der AG Böhmer) und Prof. Dr. Christine Böhmer ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Dieses begann am Freitagnachmittag mit einem geführten Rundgang durch das Museum.
Das 1881 eröffnete Gebäude des Zoologischen Museums Kiel gilt als revolutionär, da es eine offene und für die Öffentlichkeit attraktive Ausstellungskonzeption umsetzt. Es entwickelte sich zum Referenzgebäude für den Hallen-Museumstyp, nach dessen Vorbild viele weitere Museen errichtet worden sind. Es ist weiterhin eines der wenigen Bauten des Berliner Architekten Martin Gropius, die im Inneren und im Äußeren weitgehend original erhalten sind. Das Zoologische Museum Kiel ist aber nicht nur architektonisch ein interessanter Ort, sondern hat sich insbesondere durch die lichtdurchfluteten Ausstellungsräume mit zahlreichen Skeletten als perfekten Tagungsort für das Arbeitskreistreffen Wirbeltierpaläontologie angeboten.
Nach der Führung wurden die rund 80 Tagungsteilnehmenden am Abend im Walsaal zum gemeinsamen Empfang begrüßt. Unter dem 14 Meter langen Skelett eines Pottwals, der 1980 in der Meldorfer Bucht gestrandet war, haben sich die Gäste mit Essen und Getränken stärken können. Am Samstagmorgen ist das wissenschaftliche Tagungsprogramm gestartet. In insgesamt vier Vortragsblöcken wurde über neu entdeckte Fossilien, innovative Analysemethoden und aktuelle Forschungsergebnisse berichtet und diskutiert. Neben klassischen Themen der Paläontologie wie dem Suchen, Finden und Ausgraben von fossilen Überresten, der Bestimmung und systematischen Einordnung der Entdeckungen sowie der Rekonstruktion der Lebensweise der ausgestorbenen Tiere, wurden auch neue Aspekte beleuchtet, wie beispielsweise die Frage, wie „machine learning“ und künstliche Intelligenz in der paläontologischen Wissenschaft unterstützen können. Nach der Postersession, während der auch das beste Poster gekürt wurde (Sebastian Pommerening, Universität Bonn), konnte beim gemeinsamen Abendessen im Restaurant weiter gefachsimpelt werden. Am Sonntag ging es weiter im wissenschaftlichen Programm. In zwei Vortragsblöcken wurden u.a. das Phänomen der Inselevolution, neue Erkenntnisse über die Biomechanik und welche ökologischen Informationen man aus fossilen Zähnen und der internen Knochenstruktur herausholen kann thematisiert. Sogar über die Identifikation von fossilem Kot (sogenannte Koprolithen) wurde berichtet. Die abwechslungsreichen Beiträge und die angeregte, konstruktive Diskussion haben zu einer rundum gelungenen Veranstaltung beigetragen.
Auch einem ernsten Thema wurde Rechnung getragen: Während einer Gedenkminute wurde an die langjährigen, und bis zuletzt aktiven, Mitglieder erinnert, die letztes Jahr verstorben sind: Prof. Dr. Norbert Schmidt Kittler (Professor an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz), Prof. Dr. Oldřich Feijfar (Professor an der Karls-Universität in Prag) und Dr. Angelika Hesse (Kuratorin für Geowissenschaften am Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau).
Für das nächste Treffen des Arbeitskreises Wirbeltierpaläontologie der Paläontologischen Gesellschaft im Jahr 2025, unter dem Rahmenthema „Verhalten“, hat Dr. Ilja Kogan nach Chemnitz geladen. Wir freuen uns sehr darauf!
Daniela Winkler & Christine Böhmer
Zunächst traf sich der Arbeitskreis während der Jahrestagungen der Paläontologischen Gesellschaft. Seit 1976 finden eigenständige Treffen jeweils im Frühjahr statt, meist an einem Märzwochenende von Freitagmittag bis Sonntagmittag. Der Tagungsort wechselte, um die Mühen einer weiten Anreise gleichmäßig zu verteilen. In früheren Jahren konnte jedes zweite Symposium auf der Reisensburg bei Günzburg stattfinden. Als die Zahl der Teilnehmer über 100 anstieg, musste diese sehr schöne Tradition aufgegeben werden. Um neben dem Tagungsprogramm viel Zeit für Diskussionen und persönliche Gespräche zu bieten, werden Tagungsorte möglichst abseits großer Städte ausgesucht.
Zunächst war der Arbeitskreis stark auf die Säugetiere und speziell auf deren Gebisse ausgerichtet, weil das das hauptsächliche Beschäftigungsfeld war. Dabei spielte die Anwendung in der Biostratgraphie eine große Rolle. Die Klärung der terrestrischen Biostratigraphie des süddeutschen Tertiärs wäre ohne die Kontakte im Arbeitskreis sicher nicht so erfolgreich gewesen. – Intensive, oft heftige Diskussionen gab es regelmäßig zu Fragen der Evolution sowie der funktionellen Rekonstruktion. Dabei spielte Prof. Gutmann aus Frankfurt eine wichtige Rolle. – Regelmäßig nahm Zoologe Prof. J. Niethammer aus Bonn, an den Treffen teil und öffnete den Blick auf die zoologischen Aspekte der Wirbeltierpaläontologie. In den ersten Jahren wurde der Zugang zu den Treffen etwas restriktiv gehalten. Die Teilnehmer sollten promoviert sein, um die Treffen klein zu halten. Aber die Treffen erwiesen sich als die ideale Gelegenheit den eigenen Horizont zu erweitern. Wir haben alle voneinander gelernt. Deshalb konnten auch bald Doktoranden und Diplomanden, und schließlich alle Interessierten teilnehmen. Das sprengte allerdings den Rahmen der Reisensburg und die Treffen bekamen immer mehr den Stil von Tagungen.
In den 80er Jahren erwachte weltweit ein großes Interesse an den Dinosauriern. Weil im Arbeitskreis die Themen über Säugetiere im Vordergrund standen, bildete sich ein zweiter Interessenskreis, der sich speziell mit Reptilien beschäftigte und tagte – noch weniger formell – seit etwa Anfang der 90er als „Palherp“ getrennt. Zu dieser Abspaltung mögen auch manche persönliche Gründe eine Rolle gespielt haben. - Bei dem Jahrestreffen 2011 werden beide Gruppen in Eichstätt wieder gemeinsam tagen.
Nach einem ersten von der DFG geförderten Vortreffen in Mainz hat sich der Arbeitskreis etabliert und seit 1974 regelmäßig getroffen. In den ersten beiden Jahren (1974, 1975) fanden die Treffen innerhalb der Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft statt, danach gab es selbständige Treffen jeweils im Frühjahr (meist im März). Viele weitere interessante Treffen werden folgen!
2017 | Münster/Westfalen (Thema: Sinnesorgane) |
2016 | Thallichtenberg (Thema: Weichteilerhaltung) |
2015 | Ahrensburg (bei Hamburg) (Thema: Paläopathologien) |
2014 | Laimering (bei Augsburg) (Thema: Reproduktion) |
2013 | Laimering (bei Augsburg) (Thema: Wirbeltierschädel) |
2012 | Neustadt/Sachsen (Thema: Evolution auf Inseln) |
2011 | Eichstätt (Thema: Taphonomie) |
2010 | Wien (Thema: Ontogenie und Evolution) |
2009 | Bensberg (Thema: Funktionsmorphologie) |
2008 | Bad Kissingen (Thema: Intraspezifische Variation) |
2007 | Freyburg (Thema: Aktuelle Methoden phylogenetischer Rekonstruktionen) |
2006 | Greifswald (Thema: Paläoökologie, Paläo-Lebensräume) |
2005 | Kleinbottwar bei Stuttgart (Thema: Fossilbericht - Systematik) |
2004 | Berlin (Thema: Ontogenie und Phylogenie) |
2003 | Bensberg (Thema: Nahrungsanpassungen) |
2002 | Laimering bei Augsburg (Thema: DNA in der Wirbeltierpaläontologie – Systematik und Phylogenie) |
2001 | Kusel/Pfalz (Thema: Forschungsperspektiven: Programme, Konzepte, Methoden) |
2000 | Bensberg (Thema: Paläobiogeographie) |
1999 | Laimering bei Augsburg (Thema: Großgruppensystematik) |
1998 | Salzburg (Thema: Ontogenie) |
1997 | Kerkrade/Niederlande (Thema: Erfahrungen mit der Kladistik) |
1996 | Bad Marienburg (Thema: Taphonomie) |
1995 | Bukow bei Berlin (Thema: Postcraniale Skelette) |
1994 | Königswinter (Thema: Hartgewebe bei Wirbeltieren) |
1993 | Reisensburg (Thema: Der Wirbeltier-Schädel) |
1992 | Hummersen/Wesergebirge (Thema: Migration) |
1991 | Reisensburg (Freie Themen) |
1990 | Blaubeuren (Thema: Rekonstruktion fossiler Wirbeltiere) |
1989 | Reisensburg (Freie Themen) |
1988 | Michaelbeuern/Österreich (Thema: Rekonstruktion von Lebensräumen) |
1987 | Reisensburg (Thema: Aktualismus) |
1986 | Donaueschingen: (Thema: Wirbeltier-Lagerstätten) |
1985 | Wiesen/Spessart (Freie Themen) |
1984 | Reisensburg (Thema: Ontogenie) |
1983 | Gwatt/Schweiz (Thema: Mikroevolution) |
1982 | Reisensburg (Thema: Bewegungsmechanismen) |
1981 | Deutsch-Altenburg/Österreich (Thema: Präadaption) |
1980 | Reisensburg (Thema: Radiation) |
1979 | Bad Honnef (Thema: Phylogenetische Systematik, Kladistik) |
1978 | Lochmühle im Spessart (Thema: Parallel- und Konvergententwicklung) |
1977 | Göttingen (Thema: Paläobiogeographie) |
1976 | Mainz (Thema: Paläoökologie) |
1975 | Hannover: im Rahmen der Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft |
1974 | Aalen: im Rahmen der Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft |
Paläontologische Gesellschaft
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